Simone (Frankfurt):
Was ist normal? Konstruktion von Normalität
Mit dem Wissen um die Wichtigkeit individueller und gesellschaftlicher Konstruktion von Normalität, ihrer Machtmechanismen, aber auch ihrer Chancen, können wir selbstbewusster für uns selbst eintreten und mithelfen, Normalitätsgrenzen zu verschieben.
Folgende Aspekte könnten Themen der anschließenden Diskussion sein:
Was können wir tun, um Beziehungsanarchie normaler zu machen? Wie kann man mit Abwehr und Unsicherheit umgehen? Wie kann ich mein Umfeld überzeugen, dass auch Außergewöhnliches „normal“ sein kann? Wie positioniere ich mich mit meinen Werten und Sichtweisen so, dass ich Anerkennungspraxen verändere?
Theresa (Berlin):
Bi und Poly – „Ich experimentier doch nur“?
Bisexualität und Polyamorie haben eine Menge gemeinsam – wir müssen uns öfter anhören, dass das, was wir tun, nur eine Phase sei, dass wir nur experimentieren würden und uns später dann bestimmt doch für „die eine richtige Beziehung“ entscheiden.
Ich möchte ein paar Erfahrungen und Beobachtungen, die ich als Bisexuelle gemacht habe, mit euch teilen und in der anschließenden Diskussion eure hören – egal, ob ihr nun selbst bisexuell seid oder „nur“ Menschen kennt, auf die das zutrifft.
Lena Morgenroth (Berlin):
Erwartungen in langfristigen Beziehungen
Selbstfürsorge und der Verzicht darauf, von Partner_innen die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu erwarten, sind verbreitete Ideen in der Poly-Community. Am Anfang einer Beziehung ist es auch relativ einfach, die Sache offen und ohne konkrete Erwartungen auf sich zukommen zu lassen. Mit der Zeit entwickeln sich aber unvermeidlich Erwartungen an andere. Statt „keine Erwartungen“ oder „keine unverhandelten Erwartungen“ an Partner_innen haben zu wollen, könnten wir überlegen, welchen Platz wir unseren Erwartungen in den Beziehungen einräumen wollen, und was wir tun wollen, wenn wir feststellen, dass sich unverhandelte Erwartungen eingeschlichen haben und zu Konflikten führen.
Ich werde im Vortrag darstellen, warum ich glaube, dass der Umgang mit Erwartungen in längerfristigen Beziehungen anders ist und teilweise auch eine größere Herausforderung darstellt als zu Beginn einer Beziehung. In der anschließenden Diskussion werden wir auf strukturierte Weise Methoden zum bewussten und konstruktiven Umgang mit Erwartungen in langen Beziehungen zusammentragen.
Sabrina:
Metamour-Beziehungen verstehen und pflegen
Die Beziehungen zu den Menschen mit denen wir einen gemeinsamen Partner haben, ist eine nur in Mehrfachbeziehungen auftretende Beziehungsform, die in unserem gesellschaftlich normativen Umfeld keine Vorbilder hat. Der Vortrag wird sich mit den verschiedenen Ebenen, die eine Metamourbeziehung ausmachen beschäftigen und sie als Ausgangspunkt für potentielle Problemlösungsansätze nutzen. Weiterhin werden wir uns verschiedene Beziehungsdynamiken und -stile ansehen und den Einfluss, den diese auf unser Verhältnis mit unseren Metamours haben können. Abschließend würde ich mit der Workshopgruppe gerne einige Dos und Don’ts, die ich ausgearbeitet habe, besprechen und die Liste ergänzen.
Nelly Stockburger (Trier):
Selbstwert und Identitätserleben in der Auswirkung auf polyamore Lebensführung
Schwankungen des Selbstwerts und Unsicherheiten in der Selbstwahrnehmung sind einflussreiche Variablen der Identität, die unsere Sehnsüchte und Entscheidungen in der Liebe mitbestimmen. Ich möchte Liebesbegriffe weniger biologisch determiniert, sondern in ihrer individuellen psychologischen Dynamik betrachten.
Für die Menschen, denen Selbstbestimmung und Selbstverantwortung in der Gestaltung ihrer Liebesbeziehungen langfristig wichtig sind, möchte ich die sozialen Fertigkeiten herausarbeiten, die für diese Lebensführung günstig sind.
Cloudy (Frankfurt):
Unbequem sein akzeptieren und schätzen
Harmonie in den Partnerschaften ist ein Faktor, der vielen Menschen sehr wichtig ist. Daher erscheint es oft unsinnig, sich unbequem zu verhalten, und man versucht sich stattdessen gefällig, reibungsarm und den vermuteten Erwartungen entsprechend zu geben. Ich vertrete die Ansicht, dass man sich damit keinen Gefallen tut, sondern durch das Vermeiden von Unbequemsein diverse Probleme auslöst.
Aus der umgekehrten Perspektive kann es enorm nerven, wenn PartnerInnen nicht so wollen wie wir. Ich möchte meine Überlegungen dazu vorstellen, warum es trotzdem einen gute Idee ist, sich auf das Unbequemsein der anderen einzulassen und es schätzen zu lernen statt zu versuchen, sie zu bequemeren PartnerInnen zu machen.
In der Diskussion möchte ich Eure Erfahrungen mit dem Unbequemsein sammeln und versuchen, Strategien zu listen, die es leichter machen, Unbequemsein zu schätzen.
World-Café zur „Relationship Bill of Rights“
(kooperatives Diskussionsformat zu „Grundrechten in Beziehungen“)
Franklin Veaux und Eve Rickert haben eine dreiteilige Liste von „Grundrechten“ zusammengestellt, die Menschen in Beziehungen gewährt werden sollten.
Der zweite Teil sind die Rechte, die jeder Mensch in Mehrfachbeziehungen gegenüber den Partner_innen (Paramours) haben sollte
In Kleingruppen in wechselnder Zusammensetzung wird in 3×15 min selbstorganisiert diskutiert und die Ergebnisse am Ende zusammengetragen und präsentiert.